Namensfunde bei Nobelpreisträgern

Da in der vergangenen Woche die diesjährigen Nobelpreisträger verkündet wurden, gibt es heute 12 Namensfundstücke aus 112 Jahren Nobelpreis.

Svante (Svante August Arrhenius, Chemie 1903)
Svante ist kurz für Svantepolk, der „heiliges, gesegnetes Volk“ bedeutet. In Schweden wird der Name bis heute vergeben und würde sich auch in die deutsche Namenslandschaft gut einfügen. Der Nobelpreis-Svante teilte sich diesen Namen übrigens mit seinem Vater – nannte seine eigenen Söhne aber Olov und Sven.

Ilja (u.a. Ilja Iljitsch Metschnikow, Medizin 1908 zusammen mit Paul Ehrlich)
Ilja ist die russische Variante des biblischen Namens Elija und in Deutschland fast genauso häufig wie die deutsche Form. Eine ausgezeichnete Wahl für alle, die den Klang von Noah oder Luca lieben, aber keinen Top-Ten-Namen wollen.

Manne (Karl Manne Georg Siegbahn, Physik 1924)
Dieser Name kann vieles bedeuten, denn Manne ist die Kurzform für alles, was die Silbe „man“ enthält: Manfred, Hermann, Manuel. Was die Deutschlandtauglichkeit angeht, gilt das gleiche wie für Svante: Manne fällt zwischen Lasse, Ole und Malte gar nicht auf.

Venkata (C.V. Raman, Physik 1930)
Da der indische Physiker überall nur mit seinen Initialen auftaucht, ist Venkata leicht zu übersehen. Der Name geht auf einen heiligen Berg in Südindien zurück und ist auch in der Form Venkat verbreitet.

Irving (Irving Langmuir, Chemie 1932)
Der Name Irving stammt aus Schottland und ist ursprünglich ein Nachname, der wiederum auf eine Ortsbezeichnung zurückgeht. Irving wird mit „grünes Wasser“ übersetzt und galt in den USA eine Zeit lang als typisch jüdisch, wird aber schon seit Jahren nur noch selten vergeben.

Pär (Pär Fabian Lagerkvist, Literatur 1951)
Pär hat, auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen könnte, nichts mit Bären zu tun, sondern ist einfach die schwedische Variante von Peter, bedeutet also „Fels“. In Deutschland ist die Schreibweise Peer momentan mit Platz 497 gerade noch so in der Statistik, die beliebteste Peter-Variante ist Piet auf Platz 127.

Linus (Linus Pauling, Chemie 1954 und Frieden 1962)
Ein deutschlandweiter Platz 43 beweist zwei Dinge: 1., Linus ist längst nicht mehr nur der Junge mit der blauen Schmusedecke, und 2., Bedeutungen sind offenbar zweitrangig – denn Linus bedeutet „der Klagende“. Auch in Schweden, Norwegen und der Schweiz wird Linus derzeit gerne vergeben. Achtung, nicht verwechseln: Das Betriebssystem mit dem dicklichen Pinguin im Logo heißt Linux.

Selma (Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf, Literatur 1909)
Alle drei Vornamen der Schöpferin von Nils Holgersson sind eine Erwähnung wert, näher eingehen möchte ich aber nur auf den ersten. Selma, mit Platz 220 in Deutschland mit Abstand der beliebteste der Namen, ist vermutlich eine Kurzform von Anselma, zusammengesetzt aus den Silben „ans“ („Gott“) und „helm“ („Helm, Schutz“). Alternativ lässt sich Selma über den türkischen Männernamen Selim herleiten. Großen Einfluss auf die Bedeutung hat das nicht, denn Selim bedeutet „sicher, geschützt“.

Nelly (LeonieNelly“ Sachs, Literatur 1966 zusammen mit Samuel Joseph Agnon)
Auch Nelly hat keine eindeutige Bedeutung, weil sie Spitzname für vieles sein kann: Helene, Elinor, Cornelia oder eben Leonie. Heute wird Nelly auch gerne als eigenständiger Name vergeben, am beliebtesten war sie 2007 mit Platz 68.

Mairead (Mairead Corrigan-Maguire, Frieden 1976 zusammen mit Betty Williams)
Gesprochen mer-ÄID oder mir-ÄID, ist Mairead die irische Form von Margarethe. Als Rufname in Deutschland ist sie wie viele gälische Namen aber leider denkbar ungeeignet, und eine anglizierte „phonetische“ Schreibweise des Namens (wie bei Shawn/Sean) existiert (noch) nicht.

Rigoberta (Rigoberta Menchú Tum, Frieden 1992)
Dieses Lateinamerikanische Fundstück hat tatsächlich einen althochdeutschen Ursprung: Richbert bzw. Ricbert setzt sich zusammen aus „ricja“ („stark“) und „beraht“ („hell“). Deutschlandtauglich ist Rigoberta nur bedingt, denn Berta wird hier oft mit allem assoziiert, was alt, groß und schwer ist: Kanonen, Dampfloks, Kirchenglocken, Urgroßtanten.

Malala (Malala Yousafzai, Frieden 2014 zusammen mit Kailash Satyarthi)
Eigentlich müsste man über Malala als jüngste Preisträgerin aller Zeiten nichts mehr sagen, aber sie schafft es trotzdem auf meine Liste, denn hinter ihrem Namen steckt eine Geschichte: Sie wurde nach Malalai von Maiwand benannt, einer afghanischen Volksheldin, die dort als „Mutter der Nation“ bekannt ist und in der westlichen Welt manchmal als „die afghanische Johanna von Orléans“ bezeichnet wird.

veröffentlicht von

Steffi

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