Ein Name mit Urlaubsfeeling

Höre ich das Wort „Alaska“, gehen meine Gedanken auf eine weite Reise – schneebedeckte Berge mit großen Gletschern wechseln zu weiten Landschaften und ausgedehnten Wäldern; Karibus, Grizzlybären und Elche wandern durch die vielen Nationalparks; Erdöl-Pipelines durchziehen das Land von Nord nach Süd und es ist kalt, sehr kalt. Meine Abenteuerlust und der Drang nach Freiheit sind geweckt.
Florenz hingegen ist so anders. In der sonnigen Toskana gelegen locken die zahlreichen Kunstmuseen und Ausstellungen Menschen aller Nationen an und der Duft von Kaffee liegt in der Luft. Die Stadt der Medici versprüht Kultur und „la dolce vita“ aus allen Ecken. In Gedanken packe ich meine Koffer …

So unterschiedlich Alaska und Florenz auf dem ersten Blick wirken, sie haben eine
Gemeinsamkeit. Beide gehören zum illustren Kreis der geographischen Vornamen. Odessa, LimaPhoenix, Paris und Brooklyn sind weitere Beispiele. Manche dieser Namen liebe ich sehr, auch wenn ich sie nicht an ein eigenes Kind vergeben würde. Ob es der Klang ist, meine Assoziationen oder die Nähe zu meinem Beruf (ich bin Gymnasiallehrerin für die Fächer Chemie und Geographie), dass mir diese Namen so sympathisch werden lässt, weiß ich nicht genau, doch für mich gibt es genügend Gründe, sich mit dieser besonderen Gattung von Namen einmal tiefer auseinanderzusetzen.

Während bei Namen wie Kimberley, Sofia und Verona kaum jemand zuerst oder überhaupt
an den gleichnamigen Ort denkt, ist es bei anderen – Atlanta, Odessa, Florenz – genau umgekehrt.
Einige Regionen bzw. Orte wurden nach Personen oder mythologischen Figuren benannt –
Alexandria, Carolina, Europa und Sydney zählen dazu – bei anderen hatte die Geographie den entscheidenden Einfluss auf Eltern bei der Namensvergabe. So nannten Alec Baldwin und Kim Basinger ihre 1995 geborene Tochter Ireland. In der Filmbranche trifft man häufiger auf solche Namen: Orlando Bloom und Dakota Fanning tragen ebenso einen geographischen Vornamen wie eine Hauptrolle der amerikanischen Arztserie Grey’s Anatomy (Arizona Robbins).

Welches sind nun aber meine beiden Lieblingsnamen dieser Namensgattung? Nun, ich liebe seit Jahren die beiden Namen Odessa und Florenz.
Der Name Odessa gleicht der Stadt aber nur zufällig. Beide sind zwar von nicht eindeutig geklärtem Ursprung, leiten sich aber dennoch von unterschiedlichen Sprachwurzeln her. Die ukrainische Stadt geht vermutlich auf das Wort „Jedisan“ („sieben Titel / sieben Flaggen“) zurück. Der Vorname Odessa hingegen kann als erweiterte Koseform des alten deutschen Namens Oda (zu althochdeutsch ōt = „Besitz, Reichtum“ – analog zur französischen Odette) gedeutet oder als weibliche Form von Odysseus angesehen werden.
Letzterer ist griechischer Herkunft mit der wahrscheinlichen Bedeutung „hassen“. Diese in meinen Augen unschöne Bedeutung relativiert sich, wenn man sich die Geschichte der Odyssee ins Gedächtnis ruft. Odysseus, der König von Ithaka, musste unfreiwillig seine Frau und seinen neugeborenen Sohn verlassen, um für viele Jahre im trojanischen Krieg zu kämpfen, nicht wissend, ob er jemals wieder lebend in sein Reich zurückkehren würde. Nachdem der Krieg durch seine List gewonnen wurde, machte er sich auf die Heimreise, doch die Götter hatten andere Pläne für ihn.
Erst nach zehn Jahren, vielen gefährlichen Abenteuern und den Verlust seiner Gefährten ist es ihm vergönnt, wieder einen Fuß auf Heimaterde zu stellen. Die Odyssee wurde so zum Synonym einer Irrfahrt und zu meiner Metapher für das Leben. Denn was sonst, ist das Leben, als eine Ansammlung schöner, aber auch negativer Erfahrungen, die wir auf einem abenteuerreichem Weg zu einem unbekannten Ziel ansammeln? Diese Assoziation, der angenehme Klang und die eindeutige Schreibweise ließen Odessa zu einem meiner liebsten Namen werden.

Der Name Florenz und die gleichlautende Stadt gehen demgegenüber auf dieselbe
sprachliche Wurzel zurück. Im Lateinischen bedeutet flōrēns so viel wie „blühend“ und eine
aufblühende Stadt mag der Wunsch der Gründer von „Florentia“ gewesen sein oder sie huldigten mit der Stadtbenennung der römischen Frühlings- und Blumengöttin Flora.
Ich könnte noch so viel mehr zu diesem Thema schreiben, doch für Romane ist dieser Blog
nicht gemacht ;). Ich lade aber alle LeserInnen ein, sich in den Kommentaren weiter darüber auszutauschen!

veröffentlicht von

Steffi

am

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